Das Cesarenfest in Belgien 2023
Liebe Leute, ehrlich gesagt muss ich mich beim Rückblick auf das Cesarenfest in Velzeke hüten, nicht nach jedem Wort einen Kraftausdruck zu posaunen,
aber eines ist sicher: SOETWASHABENWIRNOCHNIEERLEBT!
Klar, diese Reise war lang und zog sich hin, aber wir wurden heiß (33 °C) empfangen. Schade war sicher, dass einige nicht mitkommen konnten und dass dem einen oder anderen trotz guter Absichten der Besuch des Festes auf mysteriöse Weise verwehrt blieb.
Im Groben kann man sagen, dass das Lager nach dem Schema Augusta aufgebaut war. Auch der Tagesablauf war in etwa derselbe – nur durften wir länger schlafen. Für uns ein wenig befremdend war das Fehlen jeglicher Absperrung zum Publikum, was aber überraschenderweise keinerlei Problem darstellte. Das historische Festgelände umfasste etwa die Größe des Forums in Augusta. Es gab Händler, Gallier, Gladiatoren und andere Schausteller. Die Stimmung unter den Gruppen der Legion war super - teilweise gab es freudige Wiedersehen mit Bekannten, die man vor fünf bis sogar vierzehn Jahren zuletzt getroffen hat.
Das Wetter – naja, es war konstant. Konstant heiß, nein, höllisch heiß. Ich glaube, es gab keine Minute in den vier Tagen, in denen ich nicht geschwitzt habe, auch in der Nacht. Unsere Gehirne wurden von der Sonne an einem ganz bestimmten Punkt niedergegart und nach einer Weile konnten wir die Röstaromen riechen. Wenn ich je eine Glatze bekomme, dann ganz oben am Hinterkopf, dort wurden die Haarwurzeln weggebrannt.
Apropos Röstaromen – das Essen war phänomenal. Zum Frühstück gab es Brot, Käse, Honig und Wurst für jede Gruppe in einem schönen Korb zum Mitnehmen. Zum Mittag- und Abendessen gab es jeweils superleckere Eintöpfe mit Linsen und Bohnen oder dann Puls, Wurst und weitere Leckereien. Auf jeden Fall habe ich von niemandem etwas Negatives hören können 😉.
Am Samstag um die Mittagszeit wurde das Fest dann offiziell mit einem kurzen Marsch in voller Montur eröffnet. Mit über 60 Legionären mit Marschgepäck in zwei Reihen war dies ein einfach epischer Anblick – durch die von der Hitze verursachte Trockenheit stoben die Staubwolken hoch, und man bekam ganz pelzige Zähne – die Kolonne schien endlos zu sein. Aber als wir dann unser Lager verließen und über das Marsfeld Kurs auf die engen Gassen des Dorfes nahmen, stockte allen der Atem. Ich übertreibe nicht, wenn ich behaupte, dass ganz Belgien auf den Beinen war, es fehlten nur noch die Blumen und die Jubelschreie und wir hätten uns wie die Befreier des Landes gefühlt. In jeder Hand war mindestens ein Mobiltelefon, das filmte oder fotografierte. Im Allgemeinen kann man behaupten, dass wir noch nie so oft fotografiert wurden wie in diesen Tagen. Man fotografierte uns beim Marschieren, Kämpfen, Essen, Schlafen, Putzen, Sitzen, Duschen, in jeder erdenklichen Lebenssituation. Es hatte so viele Besucher im Lager, dass wir zeitweise den Einlass regulieren mussten. Gefühlt waren da 35.000 Personen, die fotografieren wollten. Ging man zwischendurch einmal ins Dorf, um sich den zweiten Teil des "Dorffestes" anzusehen, kam man sich zeitweise vor wie ein Superstar. Leider haben wir nicht herausgefunden, warum das Fest nur alle 25 Jahre stattfindet. Neben dem Festgelände mit historischem Hintergrund gab es noch Aufführungen und Konzerte auf dem Dorfplatz.
Unserer Wachablösung verpasste unser "Optio nasciturus" neuen Pep und wir gaben wohl die eindrücklichste Pugnate-Vorstellung, die in der Belgica je gesehen wurde. Auch gewisse Befehle oder Abläufe der belgischen XI sollten wir nochmals ausprobieren. Sowieso machten wir mit unserer Erscheinung der Legio XI alle Ehre und es war sehr schön, dass wir endlich unsere belgischen Freunde bei einem solchen Anlass unterstützen konnten. Am Abend war noch die Vermählung von Bekannten, sehr schön und bewegend. Danach gab es ein sehr gemütliches Fest. Vielleicht war es die Art, wie ihre Caupona eingerichtet war – offenes Zelt mit vielen Tischen und teils auch Bänken (die immer weniger wurden) – oder es war einfach die Stimmung, am Abend waren alle Protagonisten da. Ein geselliges Beisammensein bei Essen, Wein, Mulsum, Gesang und Würfelspiel. Aber das war ja erst der Samstag – wie gesagt, das Fest findet nur alle 25 Jahre statt. Damals gab es noch kein Social Media.
Wenn wir dachten, dass am Samstag viele Besucher da waren, waren es am Sonntag doppelt so viele. Es war ein Wunder, dass niemand ungefragt ein Ausrüstungsteil anfasste oder in ein "geschlossenes" Zelt spähte. Und so kochten wir vor uns hin, kämpften auf dem staubigen Marsfeld und marschierten mit Vollpackung durch die Straßen von Velzeke. Am Sonntagabend wurde Schweizer Schokolade und Fondue organisiert, einer der Belgier brachte belgisches Bier und belgische Schokolade. Ein sehr gemütlicher Abschluss mit den Personen, die nach dem grossen Abbau noch da waren. Einige von uns sind dann schon am Abend oder frühmorgens losgefahren, der Rest am Montagmorgen. Einige von uns wollten noch die Baustelle des Marschlagers der Belgier, welches sie nach zehn Jahren Verhandlungen und Planung realisieren konnten, anschauen. Aber leider waren so viele Straßen dorthin gesperrt, dass wir nach einer Stunde Umfahrungen das Vorhaben aufgaben. Sie hoffen, im Juli 2024 ein Einweihungsfest geben zu können – da müssen wir dabei sein. Ich glaube, den Rest erzählen wir euch am Lagerfeuer XD,
wie gesagt: SOETWASHABENWIRNOCHNIEERLEBT.
Valete
Iovianus.
Video by: Variant