Das Schwert von Vindonissa

Living History – die ideale Form der Geschichtsvermittlung?

Runder Tisch der Jahresversammlung der Gesellschaft Pro Vindonissa

Wir als Geschichtsdarstellende sind an Museumsanlässen längst nicht mehr wegzudenken. Wir prägen an Veranstaltungen und durch Projekte wie unser Buch «Das Schwert von Vindonissa» das Geschichtsbild vieler Menschen. Am letzten Samstag wurde im Rahmen der Jahresversammlung der Gesellschaft Pro Vindonissa im zweiten Teil der Veranstaltung über Chancen und Grenzen der Living History für die Geschichtsvermittlung debattiert.

Als Teil dieser populären Kultur stehen wir Geschichtsdarstellende der VEX LEG XI CPF Switzerland in einem Beziehungsdreieck zwischen Reenactment (im Sinne einer reinen Schlachtendarstellung, Rollenspiel) und der experimentellen Archäologie. Gemeinsam mit Fachkräften aus Museumspädagogik, Lehrkräften und weiteren Akteuren aus Film und Fernsehen tragen wir eine gemeinsame Verantwortung für die Vermittlung von Geschichte, ohne diese zu verklären oder ethisch wie auch rechtlich Grenzen zu überschreiten. Als post-aufklärerische Menschen können wir als Living-History-Schaffende ebenso keine valablen Aussagen zum Empfinden oder zum Erleben von vor-aufklärerischen Personen machen. Transzendente Erfahrungen bleiben ein Tätigkeitsfeld für die Neurowissenschaft. Diese Grenze können wir nicht überschreiten.

Bildquellen: Gesellschaft Pro Vindonissa

Die historisch korrekte Darstellung der materiellen Kultur steht für viele von uns im Vordergrund. Allem, was darüber hinausgeht, sind klare Grenzen gesetzt. Wir sind uns bewusst, dass die Richtschnur der «Authentizität» für uns als Geschichtsdarstellende unerreichbar hoch bleibt. So versuchen wir, Wissenslücken, die vor allem für die Darstellung von frühgeschichtlichen Zeitepochen bedeutend groß sind, durch plausible Rekonstruktionen oder Interpretationen zu ergänzen: Ist trotz fehlender archäologischer Evidenz denkbar, dass ein Legionär aus dem 1. Jahrhundert in Vindonissa eine britische Fibel aus der gleichen Epoche für seinen Mantel trägt? Ist eine Schlauchwasserwaage eine plausible Antwort auf die Nivellierungsprobleme römischer Agrimensoren? Als Geschichtsdarstellende stehen wir in der Verantwortung, auf diese Wissenslücken bei Publikumsauftritten hinzuweisen und im Gespräch vielleicht auch gemeinsame Hypothesen aufzustellen. Wir verstehen diese Transparenz bei der Vermittlung von Geschichtsbildern als wichtiges Qualitätsmerkmal von Living-History-Gruppen und sind überzeugt, dass Fachkräfte wie Historiker, Archäologen und Museumspädagoginnen unsere Reflexionsfähigkeit vermehrt wahrnehmen und schätzen. Diese bildet nämlich die wichtigste Grundlage für eine echte Zusammenarbeit.

Vielleicht wird es in Zukunft Qualitätskriterien für Living-History-Gruppen brauchen. Aber wer sollte Qualitätskriterien definieren und vor allem für deren Umsetzung sorgen? Braucht es eine White-List für „gute“ Gruppen, wer sollte diese erstellen und wie müsste man damit umgehen? Die Diskussion ist eröffnet …

Elio Gallo

Teilnehmende an der Podiumsdiskussion: Prof. Dr. Eckhard Deschler-Erb Universität Köln, Dr. Hannes Flück, Archäologe, Elio Gallo, Verein VEX LEG XI und Berufschullehrer für Allgemeinbildung, Martina Meyr, Abteilungsleiterin Städtische Museen Rottweil, Rahel Göldi, Leitung Römerlager Vindonissa

VEX LEG XI CPF

Verein für
röm. Militärgeschichte.
Windisch / Aargau
Schweiz

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